am Sonntag, den 19.März 2006
zum Thema
DIENT DIE
WIRTSCHAFT (NOCH)
DEM LEBEN?
... zwischen
Gerechtigkeitsbedürfnis
und globaler Konkurrenz ... .
- Perspektiven für (Über-)Morgen -
Das FORUM ‚EFA’ am Sonntag-Nachmittag:
Anstoß
durch Impulsvorträge; beleuchtet im offenen Gespräch; Zeit für eigene Gedanken
und Gefühle durch musikalische Zwischenstücke – so wird aus einem Thema mehr
als (nur) Wissen und mehr als (nur) Meinungsaustausch: Wie im Abschlussforum
Aspekte und Meinungen mit den Vortragenden, den ‚Anwälten’ der Gesprächsgruppen
und dem ganzen Plenum zusammengeführt werden, so wird jedes ‚EFA’-Thema aus
verschiedensten Richtungen mit (neuem?!) Licht beleuchtet !
Was
wir erhoffen: ein Gleichgewicht zwischen Vorträgen, den eigenen Gedanken mit
Austausch und der Rückmeldung und Diskussion mit den Vortragenden zu
schaffen. Eine weitere Vertiefung und
Gespräche sind im Nachgang in gemütlicher Runde möglich.
Impulsreferate durch:
Ton Veerkamp, Philosoph und Theologe, ehemaliger
Berliner Studentenpfarrer,
Autor des Buches ‚Der Gott der Liberalen’
Dr. Matthias Lücke, Volkswirt am IfW, Kiel, ehemaliger
Mitarbeiter des IWF und Berater des Bundeswirtschaftsministeriums
Dr. Franz Schepke, Initiator des Regionalgeldes
Schleswig-Holstein ‚Kann-was’
Verweise auf das Thema
und die Referenten:
Zum Referenten Ton Veerkamp:
Impuls: Gefängnisse
bauen oder nachdenken (im Wortlaut hier)
Eine
Buchbesprechung zum ‚Gott der
Liberalen’ auf Seite 7 des Reformierten Kirchenblattes (Feb. 2006)
GLAUBE, GNADE, UNRECHT oder was ist falsch an Aladins Wunderlampe?
... Veerkamp, ein evangelischer Theologe, hilft uns, Glaube und Mythen
hinter uns zu lassen. Es gilt eine Welt zu bauen, in der jeder in Würde leben
kann. In seinem Rückblick auf die Gegenbewegungen, angefangen bei Hegel, führt
er die revolutionären Gedankengebäude vor, ihre Möglichkeiten und woran sie
scheiterten, aber „das Vermächtnis der Arbeiterbewegung bleibt Aufklärung und
Solidarität“. Veerkamp liefert dazu umfassendes Grundmaterial und bietet
überdies ein gutes Beispiel dafür, wie komplexe Theorie im besten Fall
bearbeitet sein soll: zugänglich und spannend.
http://www.reformiertekirche.at/kirchenblatt/0602/pdf.pdf
(Zum Thema siehe auch Seite 6 des Kichenblattes über die
9. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen Februar 2006 in Porto
Alegre, Brasilien)
Eine
gekürzte Wiedergabe eines Vortrag von Ton Veerkamp am 27.09.2002 im
‚Reformierten Forum Berlin’ ist unter dem folgenden Link zu finden: http://www.offen-siv.com/heft1_03.htm#t07
Der Originaltitel des
Vortrags lautet: ‚Theologische Existenz und Neoliberalismus’. Der
Originalvortrag ist erschienen in: Weißenseer Blätter, Ausgabe 3 / 2002,
Juli-September, S. 2-9. Die Redaktion der Zeitschrift für Sozialismus und
Frieden (Offensiv) hat den gekürzten Vortrag unter die Überschrift ‚Alternativen
darf es nicht geben’ gestellt (siehe dort Fußnote 11).
Allgemeine
Hinweise zur Einstimmung von Dr. Andreas Zeddel: http://people.freenet.de/zeddel/politik.html
Zum Referenten Dr. Matthias
Lücke:
Zur
Homepage von Dr. Matthias Lücke: http://www.geocities.com/matthiasluecke/
Darstellung
der Arbeit im IfW: http://www.uni-kiel.de/ifw/staff/luecke.htm
Zum Referenten Dr. Frank
Schepke:
Geld
regiert die Welt! Die ganze Welt? Nein, im Norden Deutschlands gibt es ein
Land, das sich damit nicht abfindet.
Hier
lernen Sie ein Tauschmittel kennen, das jedem dient, und Sie erfahren, wie und
wo man es anwenden kann.
Ziel
des regionalen Gutscheinsystems ist die Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe
und die Förderung gemeinnütziger und sozialer Projekte in Schleswig -Holstein.
Der Gutschein verbleibt in der Region. Dadurch kann man selber regional
einkaufen und sorgt gleichzeitig dafür, dass andere es ebenfalls tun.
Im
KANN WAS-Netzwerk verbinden sich Anbieter, also Geschäfte, Landwirte, Künstler,
Produzenten und Dienstleister, mit Verbrauchern und kulturellen Initiativen:
Jeder gibt etwas, jeder bekommt etwas.
Das Geld fließt nicht mehr in die Zentren der höchsten Rendite, sondern bleibt
den Menschen vor Ort als Tauschmittel erhalten.
Mehr
zum Thema Regionalgeld finden Sie unter dem Regio-Netzwerk, der Arbeitsgemeinschaft der Regionalwährungen: Einen
Link zu diesem Netzwerk finden sie http://www.regiogeld.de/147.0.html
Zum Ökumenischer Prozess für
eine ‚Wirtschaft im Dienst des Lebens’
AGAPE
Auf dem Weg zur Vollversammlung des ÖRK in Porto Alegre - Fachkonsultation zu
den nächsten Schritten im ökumenischen Prozess "Wirtschaft(en) im Dienst
des Lebens"
AGAPE - das griechische Wort für Liebe, im biblischen Sinn mit
Solidarität zu übersetzen - bekommt im Vorbereitungsdokument zur 9. Vollversammlung
des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), die im Februar 2006 in Porto Alegre
stattfindet, einen neuen Sinn: "Alternative Globalisation Addressing
People and Earth". Mit Hilfe dieses Dokuments und auf der Basis des
bisherigen ökumenischen Prozesses "Wirtschaft(en) im Dienst des
Lebens" sind die Mitgliedskirchen eingeladen, sich auf allen Ebenen auf
die Beschlussfassung der Vollversammlung zu diesem zentralen Thema
vorzubreiten.
http://www.kairoseuropa.de/aktionen/index.html
Mehr über eine Zukunft in
Solidarität und Gerechtigkeit
Wort des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland
http://www.ekd.de/EKD-Texte/2139_1291.html hier siehe z.B
http://www.ekd.de/EKD-Texte/2139_sozialwort_1997_sozial4.html (Textauszug:
(146) Für diese neuen Herausforderungen vermag ein Modell "Marktwirtschaft pur" keine zureichenden Antworten zu bieten. Mit einer Herauslösung der Marktwirtschaft aus ihrer gesellschaftlichen Einbettung würden die demokratische Entwicklung, die soziale Stabilität, der innere Friede und das im Grundgesetz verankerte Ziel der sozialen Gerechtigkeit gefährdet werden. Zudem wäre es gesamtwirtschaftlich fatal, wenn vernachlässigt würde, daß einzelwirtschaftliche Aktivitäten auf unentgeltlich erbrachte gesamtgesellschaftliche "Vorleistungen" (z. B. Lernbereitschaft, Anpassungsfähigkeit, Bereitschaft zur Betriebsloyalität) sowie auf kaufkräftige Nachfrage und langfristige Sparbereitschaft angewiesen sind. Deshalb ist die Vorstellung, die anstehenden Probleme ließen sich durch eine bloße Anpassung an internationale Wettbewerbsbedingungen und allein schon durch eine Senkung der Lohnkosten lösen, realitätsfern. Ebensowenig freilich reicht es aus, an allem Bestehenden festzuhalten und jeden sozialen Besitzstand zu verteidigen.
(147) In der Zukunft kann der soziale Ausgleich nicht mehr in gleicher Weise wie bisher aus den Zuwächsen des Volkseinkommens bestritten werden. Die Flexibilisierung der Produktionsbedingungen und die Notwendigkeit der sozialen Absicherung derer, die durch die wirtschaftlichen Veränderungen aus dem Arbeitsleben gedrängt werden, haben Folgen für die sozialen Besitzstände. Zu den veränderten Bedingungen gehören außerdem die Pluralisierung der Lebensstile sowie der berechtigte Anspruch der Frauen, Erwerbsarbeit und Familienarbeit gerechter zwischen den Geschlechtern zu verteilen. Die regionalen Folgen der weltwirtschaftlichen Vernetzungen fordern überdies eine den Globalisierungstendenzen Rechnung tragende Ausdehnung der wirtschaftspolitischen Verantwortung.
und aktuell zum Schluss:
Plenum "Wirtschaftliche
Gerechtigkeit" - Einführung: Die Zeichen der Zeit - 9.
Vollversammlung des ÖRK in Porto Alegre
Wolfgang
Huber, 16. Februar 2006
...
Die Globalisierung hat viele Gesichter. Zu ihnen gehört, dass Hass weltweit
organisiert und verbreitet werden kann. Zu ihnen gehört aber auch, dass
innerhalb weniger Stunden eine weltweite Hilfsaktion für die Opfer des Tsunami
rund um den Indischen Ozean aufgebaut wurde. Zu diesen Gesichtern gehört, dass
Wirtschaftsbeziehungen Wohlstand fördern und Menschen eine auskömmliche Arbeit
ermöglichen. Zu ihnen gehört aber auch, dass wirtschaftliche Macht egoistisch
eingesetzt und dadurch wirtschaftliche Gerechtigkeit verhindert wird. Wer die
Zeichen der Zeit deuten will, muss beide Seiten sehen: die Chancen wie die
Gefahren der gegenwärtigen Weltentwicklung.
Wir leben in einer Zeit, in der die Weltwirtschaft insgesamt wächst, was in einigen Teilen der Welt auch zu einer Verbesserung des Lebensstandards, zu einer Erhöhung der Lebenserwartung und zu einer Steigerung des Bildungsniveaus führt. Zugleich aber setzt sich die krasse und menschenunwürdige Armut von über einer Milliarde Menschen weiter fort; in vielen Teilen der Erde wächst die soziale Ungleichheit, wie die Vereinten Nationen in ihrem Weltsozialbericht deutlich gemacht haben. Die natürlichen Lebensgrundlagen werden in einer Weise ausgebeutet, die den elementaren Geboten der Nachhaltigkeit widerspricht. Die wachsende Armut in vielen Teilen unserer Welt ist für jeden Christen ein Skandal. Für uns in Europa sind Afrika und Osteuropa zwei Beispiele dafür, die uns besonders herausfordern. Unsere Vollversammlung lenkt die Aufmerksamkeit auf die wachsende Armut in Lateinamerika. Dieser Skandal muss uns umso mehr aufrütteln, als wir, wie noch keine Generation vor uns, die Möglichkeit dazu haben, strukturelle Armut zu überwinden und die Welt gerechter zu gestalten.
In Fragen der wirtschaftlichen Gerechtigkeit ist der christliche Glaube nicht neutral. Er fügt sich nicht einem Allmachtsanspruch der Ökonomie; denn er bekennt sich zu Christus als dem einen Herrn der Welt. Er überlässt das wirtschaftliche Handeln nicht seinen eigenen Gesetzen; denn er richtet sich an Gottes Gebot aus. Menschenwürde, Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit sind die elementaren Werte, an denen wirtschaftliches Handeln heute und morgen zu messen ist. Die Globalisierung unserer Welt prüfen wir als Christen an der Frage, ob sie ein menschenwürdiges Leben fördert, der menschlichen Freiheit dient und kulturelle Vielfalt ermöglicht. Deshalb benennen wir die Ungerechtigkeiten, die mit gegenwärtigen wirtschaftlichen Machtverhältnissen verbunden sind.
Eine Globalisierung, die diesen Namen verdient, schließt alle ein und
spaltet die Menschheit nicht in Gewinner und Verlierer, in Reiche und Arme.
Dafür setzen wir uns als eine weltweite Gemeinschaft von Kirchen ein, die durch
das eine Gebet Jesu verbunden ist, durch das Gebet, das die Bitte um das
tägliche Brot für alle einschließt. Wir sind im Ökumenischen Rat der Kirchen
nicht ein global player, sondern ein global prayer. Aus der Kraft des Gebets
arbeiten wir für wirtschaftliche Strukturen, die allen zu Gute kommen.
http://www.ekd.de/print.php?file=/vortraege/060216_huber_portoalegre.html
Zur Forums-begleitenden
Ausstellung:
Die
Sozialverbände in Schleswig-Holstein haben der Kinderarmut den Kampf angesagt.
Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) organisiert gemeinsam mit dem Deutschen
Kinderschutzbund, dem Landesjugendring und dem Sozialverband Deutschland eine
entsprechende Kampagne. Schirmherrin ist die Vorsitzende von UNICEF Deutschland
und frühere Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein, Heide Simonis.
s.a. Broschüre: http://cms.awo-sh.de/cms/fileadmin/awo-sh/Presse_Aktuell/PDFs/aufruf_kinderarmut_2006.pdf
so (in etwa)
war der Ablauf
15:30 Einstimmung
15:45 –
17:00 Impulsreferate mit musikalischen
Zwischenspielen
bis 17:30 Tee-Kaffee-Erfrischung
(Begleit-Ausstellung: Kinderarmut in Deutschland)
17:30-18:20 Aussprache in mehreren Gesprächsgruppen
18:20 - 18:30
Musik
von Fr. Schwerk
18:30-19:30 Forum (Plenum)
So finden Sie uns:
B 503 Ausfahrt Altenholz-Stift, Kirche
und Gemeinderäume des Eivind-Berggrav-Zentrum (EBZ), zwischen
Ostpreußenplatz und Stifter Allee
Nachfragen und
Kontakt:
Pastor D. Große: 0431-322450
Andreas Zeddel: azed at freenet.de
Stellen wir uns einmal vor, ein Raumschiff voll
neugieriger Aliens überflöge die Erde. Da sie die Relativität der kosmischen
Zeit ausnützten, könnten sie die verschiedenen Kulturen und Lebensformen, die
diese Erde in den letzten Jahrtausenden bevölkert haben, nacheinander in den
Blick nehmen. Sie flögen dabei von einer Kultur [...] zur nächsten, von "Lebensinsel
zu Lebensinsel". Das wäre ein interessantes Schauspiel. Sie bekämen
Lebensformen zu sehen, die bitterarm sind und einen unbarmherzigen Kampf ums
nackte Überleben führen. [...]
Nehmen wir an, auch unsere moderne westliche
Lebensform wäre eine solche Insel, über die die Aliens staunend hinwegflögen.
Hier gerieten sie ins Grübeln: Die Menschen sehen unglücklich aus. Sie wirken
gehetzt. 25 Prozent von ihnen haben die absoluten Grenzen ihrer
Belastungsfähigkeit erreicht. Praktisch alle klagen über Stress und Zeitnot. Depressionserkrankungen
als Reaktion auf Überforderungsgefühle nehmen zu.
Dabei verkünden ihre Führer, die goldenen Zeiten
seien vorbei - der Wettbewerb müsse härter werden, viele materielle, kulturelle
und soziale Errungenschaften der Vergangenheit könne man sich nicht mehr
leisten.
Da es sich zweifellos um eine sehr entwickelte
Kulturform handelt, würden die Aliens vielleicht versuchen, mit uns Kontakt
aufzunehmen. Worunter die Menschen denn so litten?
"Wir haben keine Arbeit" oder "Wir
haben Angst, die Arbeit zu verlieren" wäre gewiss eine häufige Antwort.
Ihr habt keine Arbeit?! Die Aliens wären verwirrt:
Wenn die da unten keine anderen Sorgen haben … Vielleicht ist ihnen den ganzen
Tag langweilig, weil es nichts zu tun gibt?
Doch nein: Unsere Wirtschaft muss um jeden Preis
wachsen, würden sie von den Führern der Gruppen, die "Parteien"
heißen und die Meinungsführerschaft innehaben, zu hören kriegen.
Das verstünden die Aliens. Ihr meint, eure
Wirtschaft muss wachsen, weil ihr nicht genug Nahrung, Häuser, Autos, Computer,
Fernseher oder Bücher habt?!
Nein, nein, bekämen sie zur Antwort. Die Wirtschaft
muss wachsen, weil wir sonst keine Arbeit haben. Das Problem ist, dass wir mehr
produzieren müssen, und zwar mit weniger Leuten, obwohl wir schon alles haben,
was wir brauchen. Weil wir sonst keine Arbeit mehr haben. Arbeit gäbe es
eigentlich genug - wir müssten dringend unsere Straßen reparieren, unsere
Umwelt pflegen, unsere Alten und Kranken angemessen versorgen -, aber wir
können uns das alles nicht mehr leisten, weil die anderen Länder, mit denen wir
im Wettbewerb stehen, sich dies auch nicht mehr leisten. Versteht ihr das
nicht?!
Aber die Aliens verstünden nicht. Also, würde ihr
Chefanalytiker anheben, ihr wollt uns sagen, dass ihr alle Maschinen der Welt
habt, um alle eure materiellen Probleme zu lösen, dass ihr keine tödlichen
Krankheiten, keine Kriege und genug intellektuelles Potenzial habt, um eure
materielle und kulturelle Reproduktion spielend aufrechtzuerhalten, dass ihr gesunde
Mitbürger habt, die jene Maschinen bedienen und alle Arbeit nicht nur erledigen
können, sondern auch wollen, dass ihr aber schrecklich und immer stärker
leidet, weil ihr nicht in der Lage seid, Arbeit und Güter zu verteilen?
So ist es!, würden wir antworten.
Die Aliens würden uns auslachen: Dann ändert doch
euer System! Wir aber würden aufheulen: Das geht nicht! TINA! There Is No Alternative!, hat schon Margaret Thatcher gewusst. Alle Länder der Erde, von
zwei kleinen, inselartigen Gebilden abgesehen, denen es noch schlechter geht
als uns, haben es eingesehen, alle Universitäten, alle Zeitungen und
Fernsehsender, alle Wirtschaftsexperten predigen es: Die Wirtschaft muss
wachsen, es gibt keine Alternative!
Wann, würden die Aliens entgeistert fragen, ist eure
Wirtschaft leistungsfähig genug, dass sie aufhören kann zu wachsen; wann ist
der Wettbewerb so hart, dass ihr zufrieden seid und euch anderen Dingen des
Lebens zuwenden könnt? Kleinlaut müssten wir eingestehen: Einen solchen
Endpunkt gibt es nicht. Die Wirtschaft wird immer weiterwachsen, als
Selbstzweck, nicht um ein großes Ziel zu verwirklichen. Bis in alle Ewigkeit.
Fredric Jameson, kein Alien, sondern amerikanischer
Literaturwissenschaftler, bemerkt, das Erstaunlichste an unserem Zeitalter sei
es, dass wir uns wesentlich leichter das Ende der Welt ausmalen könnten als
eine Alternative zum herrschenden wirtschaftlichen und politischen System. Das
Einzige, was uns als Gegenmodell einfällt, ist die stalinistische
Planwirtschaft. Und die wollen wir nicht.
Jetzt würden die Aliens nicht mehr lachen. Sie
würden den Kopf schütteln und davonfliegen. Denen ist nicht mehr zu helfen. Die
sind übergeschnappt. Kollektiver Wahnsinn …
Hartmut Rosa © Le Monde diplomatique,
Hartmut Rosa lehrt Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Le
Monde diplomatique Nr. 7817 vom 11.11.2005